[Rezension] Andreas Brandhorst – Das Artefakt

Fremde Galaxien, fremde Worte – Ein Szenario, auf das man sich einlassen muss.

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WerbungErscheinungsdatum Erstausgabe: 09.01.2012 | Verlag: Heyne

Flexibler Einband 656 Seiten | Genre: Science Fiction

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Das Gehirn, mit dem er bereits dachte, nahm weitere Erinnerungen auf, und Rahil suchte in ihnen nach Hinweisen darauf, was ihn sein letztes Leben gekostet hatte. Es war nicht sein erster Tod gewesen; schon zum vierten Mal holte ihn die Technologie der Hohen Mächte ins Leben zurück.

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Inhalt

Nachdem eine interstellare Katastrophe beinahe zur Auslöschung des gesamten Universums führte, erhielt die Menschheit eine zweite Chance. Eine Chance, zu beweisen, dass sie ein Leben ohne Kriege führen können, das Frieden und Diplomatie herrschen können. Doch auf dem Planeten Heraklon wird ein Artefakt entdeckt, welches die Völker erneut gegeneinander aufbringt, denn jeder will es für sich beanspruchen und kontrollieren.

Rezension

Schon lange spiele ich mit dem Gedanken, mich der Science Fiction zu widmen. Filme und Serien halfen dabei, mich dem Thema Universum, Sterne und futuristischen Technologien anzunähern. Andreas Brandhorst ist einer der führenden deutschsprachigen Autoren in diesem Genre, und sein Roman Das Artefakt erschien bereits 2012 erstmalig.

Ich fürchte, ich habe mich als Neuling auf dem interstellaren Gebiet ein wenig übernommen. Inhibitoren, Fluktuatoren, Femtomaschinen und Interdiktoren. Keine Begriffe, die ihr kennt? Gut, ich nämlich auch nicht. Glücklicherweise gibt es im hinteren Teil des Buches ein umfangreiches Glossar, was zum Beispiel verrät, dass Inhibitoren kleine Waffen sind, die durch das Verschießen von Mikronadeln das Nervensystem der Zielperson blockieren. Die ersten 150 Seiten kam ich mir mehr oder weniger vor, als besuchte ich einen Universitätskurs fremder Begrifflichkeiten. So konnte ich nur mäßig der eigentlichen Geschichte folgen, die es durchaus in sich hat. Denn die menschliche Existenz steht auf der Schwelle zu höherem, wenn da nicht dieses Millionen Jahre alte Artefakt auf Heraklon wäre, dem Planeten, der den Frieden sichern sollte.

Zusammen mit Rahil Tennerit, einem Missionar der Ägide (eine Art Hilfsorganisation), fliegen wir durch den Weltraum, nachdem man uns von den Toten zurückgeholt hat. An unserer Seite Sammaccan, ein Polymorpher, der sein Aussehen jederzeit verändern kann. Im Dienst der Ägide wollen wir herausfinden, was es mit dem Artefakt auf sich hat, doch irgendjemand vereitelt immer wieder unsere Pläne, so dass wir niemals anzukommen scheinen.

Mir gefiel das Interludium am besten, der Mittelteil, in dem man etwas über Rahils Vergangenheit erfährt und bei dem dann so manche Entscheidung in der Zukunft klarer wird. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt störte ich mich dann auch nicht mehr an den vielen neuartigen Begriffen, die der Autor scheinbar für jeden seiner Romane neu erfindet. Leider trug das wenige Verstehen meinerseits häufig dazu bei, dass ich der Geschichte hinterherhinkte, hin und wieder nicht mitbekam, was gerade passierte und warum wir nun waren, wo wir waren. Gegen Ende nehmen dann jedoch die Wiederholungen zu, so dass auch der Letzte mitbekommen haben sollte, worum es denn jetzt eigentlich geht. Auch blieben mir die handelnden Personen eher fern, so richtiges Mitgefühl blieb irgendwo im interstellaren Raum hängen.

Fazit

Alles in allem fand ich die Story interessant, die Möglichkeiten und beschriebenen Technologien spannend, wurde allerdings nicht so recht warm mit der Komplexität dieser Welt. Das trifft mit Sicherheit nicht auf jeden Leser zu, deshalb gibt es eine Leseempfehlung für alle, die sich schon ein wenig heimisch fühlen in den Weiten des Weltalls – kein Buch für Science-Fiction-Anfänger.

Bewertung im Detail

Idee ★★★★☆ ( 4 / 5 )

Handlung ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

Charaktere ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

Sprache ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

Emotionen ★★★☆☆ ( 3 / 5 )

=3.2 ★★★

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Herzlichen Dank an den Heyne Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

9 Comments on “[Rezension] Andreas Brandhorst – Das Artefakt

  1. Aaaaaso… Vielleicht ist zum Einstieg in dieses Genre auch (wen wundert’s, dass ich ihn jetzt empfehle…) „Die Krone der Sterne“ von meinem Autorenhelden Kai Meyer zu empfehlen?! Möglicherweise magst du dem eine neue Chance geben. Oder Andy Weir mit seinem Marsianer! ♥

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    • Den Marsianer hab ich erst vor kurzem gesehen, das fand ich wirklich gut. Ich bin auch keinesfalls abgeneigt, weiter in dem Genre herumzugrasen und behalte deinen Helden gern im Hinterkopf 😊 Im übrigen wartet noch eine GN von ihm bei mir darauf, gelesen zu werden 😁

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  2. Es fällt mir ja immer schwer, Bücher zu empfehlen, wenn mich jemand fragt, mit welchem Buch man einsteigen kann ins Genre. Da gibt es nämlich soviele Abstufungen, das ich nie weiß, was den Fragesteller jetzt speziell begeistern könnte.

    Der eine lässt sich von technischen Begriffen nicht abschrecken, der andere verzweifelt an einem Zuviel davon.

    Zumal Scifi ja nicht gleich Scifi ist. Star Trek ist ja genauso Scifi wie Star Wars, aber dabei sind beide grundsätzlich verschieden. Oder wenn man Star Trek mit Firefly vergleicht. Oder mit der aktuellen Expanse-Serie auf Netflix. Bei einem steht das Science im Vordergrund, bei anderem das Fiction. Sehr schwer, da was zu erzählen.

    Brandhorst wäre jetzt auch nicht unbedingt meine erste Empfehlung gewesen. Weir wäre grad was den Hard Science Teil angeht auch nicht unbedingt die erste Wahl. Andererseits verknüpft er seine Science ganz hervorragend mit der Fiktion. Ich werde mal in mich gehen und noch weiter überlegen. Vielleicht mach ich dazu mal einen Blogpost.

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    • Lach* Ja, das glaub ich gern, dass es schwierig ist, da was zu empfehlen, das Feld ist sicherlich auch sehr weit. Ich fand die Geschichte auch gar nich schlecht, es war mir nur einfach noch ein wenig zu viel, ja. Über nen speziellen Post zum Thema deinerseits wäre ich allerdings nicht abgeneigt 😄

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  4. Dia dhuit, Gabriela.
    Science Fiction hat auch viel mit dem Menschen zu tun & wie er lustvoll sein permanentes Scheitern abzuwenden versucht. Wichtigerweise ist engagierte SF aber auch Warnung – ein „besser so nicht“. „1984“ oder „Handmaid’s Tale“ als die geläufigen Klassiker.
    Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ – über eine Welt, die Bücher durch die Feuerwehr verbrennen lässt – wäre eine Leseempfehlung.
    Philip K. Dicks „Do Androids dream of electric Sheep“…
    Oder um die Space Opera aufzugreifen – Frank Herberts „Dune“.
    So ziemlich alles von James Tiptree jr – alias Alice Sheldon.
    Anne McCaffreys „Killashandra“…sehr bunt, sehr feminin.

    Bevor hier noch eine Langliste zu stehen kommt.

    bonté

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    • Hallo! 🙂
      1984 und Fahrenheit 451 habe ich bereits gelesen, obwohl ich die weniger zu Science Fiction denn zu Dystopien zählen würde. Aber vllt liegt das eine ja auch in dem anderen.

      Aktuell liegt ein weiterer Science Fiction Roman auf meinem Lesestapel, Wanderndere Himmel – erscheint Ende des Monats und vllt vllt reißt es mich ja deutlich mehr mit 🙂

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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      • …stimmt, ähnlich wie „Zeitreisen“ oder „Alternativwelten“ ist die Dystopie ein Sub-Genre. Wobei der Mix kreuz-quer nicht unüblich ist („Doctor Who“ als bestes Beispiel)

        Dürfte interessant werden wie Hao Jingfang die Geschichte von zwei konträren Welten angeht – was zwischen den Zeilen zu lesen kommt. Du siehst mich gespannt.

        Eine deutschsprachige Empfehlung sei mir noch erlaubt – die Hannah Peters-Reihe von Thomas Thiemeyer (einsteigbar mit jedem der vier Bände). Durchweg spannend geschrieben.

        bonté

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