[Writing Friday] Eine Busfahrt, die ist lustig …!

Die grellen Bremslichter blenden mich. Gerade noch stand ich in der heimischen Küche und überlegte, ob ich lieber Tee oder Kaffee kochen sollte. Was mache ich hier? Ach richtig, ich komme aus der Sauna, ich will nach Hause. Oder nicht? Bestimmt. Vielleicht liegt das mit dem Tee oder Kaffee auch schon etwas länger zurück.

Der Bus knattert laut, als wolle er mich antreiben. Ja ja, ich komme ja schon! Warum ist er so früh dran? Die Bremslichter des Buses leuchten auf, hey warte! Ich nehme die Beine in die Hand, laufe schneller und schneller, um den Bus noch zu erwischen. Harte, spitze Steine bohren sich in meine Fußsohlen. Warum habe ich keine Schuhe an? Egal, nicht so wichtig, der Bus ist wichtig! Keuchend erreiche ich ihn, aber irgendwas ist anders. Ich kann meinen Finger nicht auf die Stelle legen, die mich verwundert, aber etwas ist … Hat der Bus schon immer ausgesehen, wie ein Weidenkorb auf Rädern? Mindestens drei Meter hoch und mit einer Außenleiter? Muss wohl so sein. Knapp vor mir erreicht eine Blondine die Leiter, sie beschwert sich unentwegt darüber, dass sie mit ihren Absätzen nicht diese Sprossen hinaufklettern kann, ohne sich vermutlich die Zehen zu brechen. Ich verschränke die Arme, denn mir ist kalt geworden. Gänsehaut bildet sich auf meiner noch nassen Haut. Wieso ist sie nass? Ach ja, die Sauna. Trockne ich mich denn nicht ab?

Die Blondine ist endlich oben angelangt, sie jammert schon wieder. Irgendwer guckt ihr wohl unter den Rock. Ich höre johlende Männerstimmen, na das kann ja heiter werden. Eine Weidenkorbfahrt mit Wesen, die sich nicht zu benehmen wissen. Ich ergreife die Leiter, meine nackten Füße protestieren bei jeder Sprosse. Der Wind wird kälter, je höher ich steige und mein Blick fällt nach unten. Oh je, ich bin doch nicht schwindelfrei! Aber was viel schlimmer ist: Wo sind meine Sachen? Panisch umklammere ich das Handtuch, dass mich umschlingt und beinahe hätte ich das Gleichgewicht verloren. Da beschwert sich das Blondchen, dass sie einen Rock trägt, aber ich stehe hier und trage nur ein Handtuch!

Ich kann mich nicht entscheiden, was ich tun soll. Hinein in den Weidenkorb oder zurück auf die Straße? Der Wind zerrt an mir, meine Haare fliegen mir in die Augen und mir ist entsetzlich kalt. Also rein in den Weidenkorb, vorsichtig und langsam, aufpassen, dass nichts verrutscht. Das Innere des Weidenkorbs ist gemütlich und schummrig, die Männer sind still. Warum sind sie still? Sind sie schon ausgestiegen? Ich drehe mich um, mein Gesicht brennt vor Scham. Doch die Männer, die noch wenige Augenblicke zuvor johlten und riefen, sitzen zusammengesunken in den Sitzen. Ich weiß nicht, ob ich nun erleichtert oder erbost sein soll. Und wo ist die Blonde? Gerade gehe ich vorsichtig auf eine schlafende Gestalt zu, da ertönt ein lautes Nebelhorn. Es tutet und trötet und miefige Luft steigt von unten auf. Bin ich am Meer? Ich wollte doch nach Hause, denke ich. War das der falsche Weidenkorb, in den ich eingestiegen bin? Das Tuten wird lauter, es dröhnt direkt unterhalb meines Knies. Ich blicke nach unten und sehe …

Mops Yoshi, der trötend und pfeifend aus dem Schlaf erwacht ist und mich nun mit großen Augen kritisch beäugt. Das erklärt auch den miefigen Geruch, es riecht nach Schlafmops.

buchperlenblog_schreiberei


Der Writing Friday ist eine neue Aktion von readbooksandfallinlove! Jeden Monat gibt es neue Schreibaufgaben, denen man sich widmen kann. Ich habe mir heute einen meiner letzten Träume herausgesucht. Seid ihr auch schon einmal mit einem Weidenkorb gefahren? Ihr wollt mehr schreiben und braucht einen Anreiz? Dann schaut vorbei!

24 Comments on “[Writing Friday] Eine Busfahrt, die ist lustig …!

  1. Na das nenne ich mal einen interessanten Traum mit einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte 😀 Toll geschrieben ist es auch noch – ich war nicht einmal verwundert, als der Bus sich als großes Weidenkörbchen auf Rädern entpuppte. Auch wenn es einer dieser Träume ist, bei denen man sich fragt, was für ein Chaos schon wieder in der Traumfabrik herrscht (und bei welchen Träumen ist das nicht der Fall, wenn wir mal ehrlich sind), war er in Form dieses Textes wirklich sehr unterhaltsam. 🙂

    Liebste Grüße,
    Ida

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    • Liebsten Dank für deine Worte! 😊 Prima, da erging es dir ja quasi wie mir mit dem Korb. Im Traum selbst stellt man glaube ich selten etwas in Frage, das muss halt erstmal so sein. Da fragt man sich auch nicht, wie man in diese Situation kam, man ist da und muss jetzt halt agieren 😄

      Ganz liebe Grüße!
      Gabriela

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  2. Guten Morgen Gabriela,

    ach, was für ein verrückter und cooler Traum. 😀 Aber es stimmt schon, die seltsamsten Sachen nehmen wir in dieser Welt einfach hin, ohne weiter nachzudenken oder sie auf ihre Logik zu hinterfragen. Ein Bus als Weidenkorb? Warum nicht. Wäre sicher eine interessante Fahrt geworden. Sehr lustig! 🙂

    Liebe Grüße
    Ella

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    • Guten Morgen, liebe Ella! 🙂
      Vielleicht kann ich mit dem Weidenkorb ja nochmal eine Runde fahren, er beschäftigt mich tatsächlich seit Tagen – was recht selten bei Träumen vorkommt. Wer weiß, wo ich dann lande 😄

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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      • Hey Gabriela,

        das wäre schon ziemlich cool, wenn man Träume am nächsten Abend gezielt weiter träumen könnte. ^^ Leider geht das noch nicht. :-/

        Liebe Grüße
        Ella

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  3. Pingback: Hast du schon mal geträumt … – #WritingFriday | Ella Woodwater

  4. Guten Morgen Gabriela,

    was für ein verrückter Traum, aber man muss ja auch nicht immer alles erklären können.
    Das Lesen hat mir viel Spaß gemacht 🙂

    Liebe Grüße
    Janika

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      • Hey 🙂

        Ja, das geht mir genauso. Ich habe heute auch den Beitrag zum Traum veröffentlicht und in gewisser Art ähnelt er deinem sogar.
        Ebenfalls so willkürlich chaotisch und dass einem der fehlende Sinn vollkommen gleichgültig ist 😀
        Habe auch drei Wochen warten müssen, um etwas zu träumen, dass ich mit halbwegs gutem Gewissen veröffentlichen kann.

        Liebe Grüße
        Janika

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  5. Solche Träume sind einfach die besten. 🙂 „Warum habe ich keine Schuhe an? Egal, nicht so wichtig.“ Kommt mir irgendwie bekannt vor. Schon komisch, welche Prioritäten man in seinen eigenen verrückten Traumwelten setzt. Du hast mich mit deinem lockeren, etwas flapsigen Ton jedenfalls zum Lachen gebracht. 🙂 Ein sehr schöner Text.
    Liebe Grüße
    Anna

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    • Das ist das Beste, was du sagen konntest, vielen Dank! Ich denke nun schon einige Zeit über diesen Traum nach, und stelle immer noch einiges davon in Frage – aber erst, seitdem ich aufgewacht bin. SOlange man schläft, scheint das alles völlig in Ordnung zu gehen. 😀

      Ganz liebe Grüße!
      Gabriela

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    • Hallo Daniela!
      😀 Oh, das tut mir natürlich in gewissem Sinne leid – oder auch nicht? 😀 Wenn es dich tröstet, mein Kopf bleibt auch immer an diesem riesigen Weidenkorb hängen, ich weiß ehrlich nicht, wie ich da drauf gekommen bin ^^

      Danke für deinen Link, ich komm dann gleich mal vorbei! 🙂

      Liebe Grüße!
      Gabriela

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  6. Liebste Buchperle, ❤
    Wundervoll geschrieben und du hast den Touch eines Traumes perfekt getroffen! Auf jeden Fall sehr kurios das ganze und doch sehr magisch 😀 mich weckt mein Hundeherz auch jeden Morgen 😀 fühle also durchaus mit dir, auch wenn ich Hundeduft mag, Hudesabber früh Morgens ist weniger toll 😀

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    • Liebste elizzy! 💕
      Daaankeschön! Japp, ich denke man erkennt recht schnell, dass es ein Traum ist, weil ich nichts der Merkwürdigkeiten in Frage stelle so richtig. So ein Weidenkorbbus müsste mich ja schon mehr wundern 😅
      Ich finde, Yoshi hat einen sehr speziellen Geruch, wenn er sich nach dem Schlafen aufrichtet. Er riecht sobst nach nichts, aber dann…! 😄

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  7. Huhu 😀
    Da hast du aber auch mal einen wirklich coolen Traum gehabt ;D Ich finds immer wieder schön, wie random manche Träume einfach sind. Schon lustig, worauf unser Kopf so kommt 😉

    Liebe Grüße und einen angenehmen Sonntag,
    Smarty

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  8. Ich fand das gerade absolut irre und überwältigend so detailliert den Traum eines anderen Menschen erzählt zu bekommen. Das macht man irgendwie gar nicht mehr. Ich weiß noch, früher als wir jünger waren und bei den Freundinnen übernachtet hat, da hat jede am Morgen ausführlich erzählt, was geträumt wurde. Mittlerweile macht man kaum noch Schlummerpartys und wenn erzählt man sich am nächsten Morgen sicher nicht seine Träume.

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    • Oh da hast du völlig recht. Mein Freund erzählt mir hin und wieder noch von seinen, die sind dann aber immer irgendwie sehr gruselig. Aber allgemein fällt sowas mittlerweile völlig unter den Tisch leider. Wieso eigentlich?

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      • Bei uns bin eher ich die, die ab und an mal ihre Träume erzählt. Muss die dann einfach los werden, weil ich voller Gefühle Träume. Wenn ich im Traum richtig wütend auf etwas oder jemanden war, schleppe ich das sonst durch den ganzen Tag, wenn ich es nicht erzähle.

        Vielleicht ist einem als Erwachsener klarer, dass Träume ein tiefer Blick in die Seele sind, wenn man sie auch selten zu deuten weiß. Vielleicht erzählen deswegen nur noch so wenige davon. Oder weil man ihnen einfach grundsätzlich wenig Beachtung schenkt. Viele können sich ja meist gar nicht erinnern …

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      • Das stimmt. Ich kann mich auch selten erinnern, meist nur flüchtig. Was hilft, ist nach dem Aufwachen die Augen geschlossen zu halten und die letzten Traumaugenblicke zu erinnern – dann verblasst es nicht so leicht.

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  9. Pingback: [Monatsrückblich] Von Leseflauten, inkonsistenten Charakteren und fernen Welten | Welt aus Tinte und Papier

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