Mittendrin Mittwoch #31 – Eine Frage der Hautfarbe

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Guten Morgen!

Mein aktuelles Buch bereitet mir seelische Bauchschmerzen. Man möchte immer denken, dass wir in einer toleranten Welt leben, in einer aufgeklärten Welt, die es nicht mehr nötig hat, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe zu beurteilen. Und doch ist es immer noch so, wie immer wieder gezeigt wird.

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„Den Staat kümmert es nicht, was Ihre Vorgesetzte gesagt hat“, erwidert der Anwalt der Gewerkschaft. „Der Staat sieht nur ein totes Baby. Man hat sie im Visier, weil man glaubt, Sie hätten als Krankenschwester versagt.“

„Da täuschen Sie sich.“ Ich schüttele im Dunkeln den Kopf und sage die Worte, die ich mein ganzes Leben lang hinuntergeschluckt habe. „Sie haben mich im Visier, weil ich eine Schwarze bin.“ (S. 163)

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Jodi Picoult zeigt einmal mehr ihr Können. Mit ihrem aktuellen Werk Kleine große Schritte widmet sie sich einem nach wie vor hochaktuellen Thema: Rassismus.

Ruth, eine dunkelhäutige Säuglingsschwester, wird verboten, das Baby eines rassistisch denkenden Paares zu betreuen. Plötzlich mit dem Baby allein, sieht sie sich mit der Entscheidung konfrontiert, sich über diese Anweisung hinwegzusetzen und dem Baby zu helfen – oder nicht. Sie entscheidet sich, doch leider zu spät. Das Baby stirbt und nun ist sie die Angeklagte.

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Diese Aktion wurde von der lieben Elizzy von readbooksandfallinlove initiiert, schaut unbedingt mal bei ihr vorbei! ♥

 

 

22 Comments on “Mittendrin Mittwoch #31 – Eine Frage der Hautfarbe

  1. Guten Morgen!
    Mal abgesehen von einem Buch, das sie mit ihrer Tochter geschrieben hat – das nicht so überwältigend war, wenn ich ehrlich bin – habe ich noch nie ein Buch von Jodi Picoult gelesen. Ich kann mir vorstellen, dass dir das Thema Bauchschmerzen bereitet. Vor allen Dingen, weil selbst nicht immer verstehe, wie man auf jemandem aufgrund seiner Hautfarbe herabsehen kann. Und dass das Baby nicht überlebt… sowas vertrag ich gar nicht gut. Ist das sehr schlimm beschrieben in dem Buch? 😦
    LG, m

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    • Huhu! 🙂
      Weißt du noch, welches Buch du da gelesen hast?
      Nein keine Sorge, der Tod des Babys ist sehr kurz gehalten – es geht hierbei mehr um den Prozess, der aus diesem Todesfall entsteht, eben mit dem Hinblick auf die rasstisch eingestellten Eltern des Kindes und Ruth, der dunkelhäutigen Krankenschwester.

      Liebe Grüße! 🙂

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  2. zu früh gedrückt: zunehmend manipuliert ist. Es sind die Bilder, die uns unterschwellig beeinflussen und ich kann mich selbst davon auch nicht ganz ausnehmen. Alles wird bewertet: Hautfarbe, Kleidung, Wohnort, Schulabschluss. Lange Haare werden linksradikal eingeordnet, Glatze rechtsradikal, Kopftuch = unterdrückte Frau, dunkler Bart und Gebetsmütze = terrorist, Angst, Handwerker = primitiv, Mann mit Fliege = intelligent usw. Wie oft ist diese Einschätzung grundverkehrt?
    Deshalb habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, erste Impulse immer erst zu hinterfragen.
    Wie schleichend das vonstatten geht, hat mir ein Vorfall gezeigt, der zwar Jahre zurück liegt, aber mich immer noch belastet, weil ich dachte immun zu sein. Flüchtlingsdebatte in den Neunzigern, Aufflammen von Rassismus, Berichte über Gewalttaten, zunehmende Verbrechen. Habe mich massiv dagegen engagiert. Ich ( fünf Kinder, zwei davon aus Sri Lanka adoptiert, also auch dunkelhäutig) saß im Zug. Die Tür öffnete sich, zwei dunkelhäutige Männer traten ein – ich krallte meine Handtasche! Noch nie war ich so entsetzt über mich und wie beeinflussbar ich war, die ich mich doch für absolut offen gehalten hatte.

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    • Vielen Dank für deine ausführliche und vor allem so ehrliche Meinung! Ich denke auch, so tolerant wir uns alle irgendwo einschätzen mögen, wir sind es nicht. Das sind mitunter sehr kleine, für uns harmlose Dinge, wie du schon sagst, anhand eines Berufes zB einschätzen zu wollen, wie intelligent der Gegenüber ist. Aber auch genau das ist einschränkendes Denken. Die Frage ist, wie wird man es los? Es wird einem ja von allen Seiten eingetrichtert.

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  3. Ich glaube, wir alle hier sind da nochmal ganz anders getrimmt als in anderen Ecken dieser Welt. Und besonders, wenn man weiß ist, kann man bestimmte Dinge gar nicht nachvollziehen, weil sie einem selbst nicht passieren. Besonders was Caroline oben schreibt, dass sie im Reflex ihre Handtasche gekrallt hat. Solche Ding werden von den meisten Leuten gar nicht hinterfragt. Ich selbst wechsle auch immer die Straßenseite in bestimmten Gegenden, wenn mir Männer entgegen kommen, wenn diese dann offensichtlich nicht weiß sind, wird mir noch mulmiger. Dabei diskriminiere ich nicht gegen Männer im allgemeinen oder farbige Männer im besonderen. Es ist ein tiefsitzender Reflex, den mir die Gesellschaft und mein Umfeld antrainiert haben. Obs meine Oma war, die mir als Kind auf dem Bahnhof schon Angst machte vorm „schwarzen Mann“ oder jegliche Berichterstattung über Gewalttaten, in denen den weiblichen Opfern die Schuld gegeben wurde. Das alles brennt sich ein. Genauso ist es mit Rassismus. Man kann nur sich selbst beobachten und seine eigenen Handlungen hinterfragen um sie evtl. zu ändern. Aber je tiefer etwas sitzt, desto schwieriger wird es.
    Und wenn wir unsere eigene Sprache anschauen, dann finden wir sogar noch viel mehr solcher Begriffe, die man leicht dahin sagt, die aber das ganze Spiel vorantreiben und dafür sorgen, dass man das ganze eingetrimmte weitergibt.
    Es ist schwierig. Und ich finds immer ganz erschreckend, aus der Perspektive betroffener Menschen darüber zu lesen, weil mir das sehr sehr nahe geht.

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    • Ich stimme hundertprozentig mit dir überein!Es ist ein wahnsinnig schwieriges Thema, weil es kaum jemanden gibt, der frei von jeglichen Vorurteilen ist. Besonders interessant ist auch der Ansatz im Buch, dass Farbige genauso viele Vorurteile gegen Weiße haben. Zwar anderer Natur, aber ihnen ist es genauso eingetrichtert worden wie uns andersherum.

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  4. Das ist wieder so ein Buch, an dem ich wegen des Covers vorbeigegangen wäre.
    Aber nach deiner kurzen Inhaltsangabe klingt es nach einer interessanten Geschichte, die einem sicherlich nicht aus dem Kopfschütteln kommen lässt. Und die Leseliste wächst …

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    • Ich hätte – auch wenn ich das Cover wirklich schön finde – auch nich danach gegriffen, hätte der Name Picoult nicht drauf gestanden. Sie hat ein Talent dafür, sich wichtige, interessante und vor allem andere Themen herauszusuchen. 🙂

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      • Hab mir bei amazon mal weitere Artikel angesehen und muss sagen, vom Cover her würde ich keins der Bücher kaufen. Wirklich schlimm. Die sehen alle nach lahmer Hausfrauen-Lektüre aus. Aber dieses steht nun auf meiner Leseliste und ich bin gespannt, wie es mir gefällt.

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      • Oh und dabei sind ihre Geschichten immer SO toll! Ich höre nebenbei gerade Zerbrechlich von ihr, wo es um ein Mädchen mit Glasknochenkrankheit geht. Ist ebenfalls wirklich gut. Lass es mich wissen, wenn du Kleine große Schritte gelesen hast! 🙂

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