[Rezension] Oscar Wilde – Das Bildnis des Dorian Gray

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Erscheinungsdatum Erstausgabe: 01.01.1928

Verlag: Insel Verlag

ISBN: 9783458360841

Flexibler Einband 294 Seiten

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Ein Werk voll zynischer Weisheiten über die Jugend und seine Sünden, den Menschen an sich und den Menschen im Besonderen.

„Um seine Jugend zurückzubekommen, braucht man nur seine Torheiten zu wiederholen.“ (S- 45)

Inhalt

Dorian Gray ist ein noch unverdorbener Mensch, der am Anfang seines Lebens steht. Er bezaubert mit seiner Schönheit einen Maler, der in ihm ein Ideal erkennt, welches er auf die Leinwand bringen will. Von seinem eigenen Anblick verzückt, graut es Dorian davor, dass er – im Gegensatz zu diesem Bildnis – altern wird, dass sich die Last des Lebens auf seinem Gesicht widerspiegeln soll. So flüstert er dem Bild zu:

 „Wenn ich es wäre, der ewig jung bliebe, und wenn das Bild alt würde! Dafür – dafür – gäbe ich alles! Ja, nichts auf der Welt würde ich nicht hingeben! Ich würde meine Seele dafür geben!“ (S.31)

Dank seiner Freundschaft zu Lord Henry Wotton lernt der junge Mann nun die Welt kennen, und insbesondere die Leidenschaften, die Genüsse und die Sünden. Er stürzt Menschen ins Verderben, die ihm zu nahe kommen, die sich von ihm bezaubern ließen. Nichts davon zeichnet sich in seinem Gesicht ab, sein Wunsch hat sich erfüllt, er behält seine Jugend. Doch das Bildnis von ihm verändert sich zusehends, es zeigt die wahre Seele des Dorian Gray. Und diese wird immer düsterer.

Meinung

Nun, vermutlich haben die meisten schon einmal von Dorian Gray gehört. Die Geschichte um ihn fasziniert. Ein Bild, dass die Sünden und das Alter für einen selbst abfängt? Fantastisch. Oder? Oscar Wilde zeigt hier wunderbar deutlich, wie schnell sich der Mensch mitreißen lassen kann, wenn er denkt, dass er vor allem Ungemach sicher ist.

Während Dorians Seele immer entstellter wird aufgrund der vielen Ausschweifungen seines Lebens, schaut er selbst 20 Jahre später noch genauso jungenhaft aus wie damals. Etwas merkwürdig fand ich, dass die Menschen das scheinbar einfach so zur Kenntnis nahmen ohne sich groß darüber zu sorgen. Ich hatte mal eine Verfilmung des Buches gesehen, da kam das Entsetzen der anderen über diesen Umstand irgendwie deutlicher hervor. Auch das Ende des Dorian Gray war filmisch eindeutig pathetischer, als es im Original der Fall ist. Da wurde ich von einer gewissen Erwartungshaltung fehlgeleitet, aber im Nachhinein fand ich das von Oscar Wilde gewählte Ende eindeutig besser.

Sprachlich ist das Buch ein Genuss. Nur manchmal hat sich mein eigener Geist gegen die zynisch hervorgebrachten Gedanken des Lord Henry gewehrt. Für sich genommen, sind die einzelnen Ansätze durchaus wahr und man kann auch hin und wieder über sie schmunzeln, aber ein Buch, dass fast nur aus Zynismus besteht, war mir persönlich dann doch irgendwann etwas zu viel.

„Was doch die Leute für Aufhebens um die Treue machen!“, rief Lord Henry aus. „Dabei ist sie selbst in der Liebe eine rein physiologische Frage. Mit unserem Willen hat sie gar nichts zu schaffen. Junge Leute möchten treu sein und sind es nicht; alte möchten untreu sein und können es nicht: das ist alles, was man darüber sagen kann.“ (S.34)

„Ich spreche nie während der Musik – wenigstens nicht während guter Musik. Wenn man schlechte Musik hört, ist man verpflichtet, sie im Gespräch zu übertäuben.“ (S.49)

Die Geschichte lebt von solchen Gesprächen. Einzelne Handlungen erfährt man als Leser eher zusammengefasst. Meist treffen sich Lord Henry und Dorian Gray bei einem Essen bei Freunden oder in der Oper, um sich über die vergangenen Tage auszutauschen. Nur Schlüsselstellen erlebt man an Dorians Seite. So zum Beispiel, als ihn der Maler das letzte Mal besucht.

Fazit

Wer gerne geistreiche, zynische Literatur liest, der ist mit Oscar Wildes „Bildnis des Dorian Gray“ wunderbar bedient.

Bewertung: 4 / 5 Sternen ★★★★

schnörkel

7 Comments on “[Rezension] Oscar Wilde – Das Bildnis des Dorian Gray

  1. Pingback: [Bücher-abc] B wie Briefe – Buchperlenblog

  2. Hey 🙂
    Wir haben Wilde damals im Englisch-Leistungskurs gelesen und dabei natürlich auch Dorian Gray analysiert. Die Sprache ist wirklich umwerfend, generell gefallen mir die meisten seiner Werke sehr gut. Und Dorian Gray ist einfach eine faszinierende Geschichte. Es gefallen einem ja definitiv nicht alle Schul-Lektüren, aber diese hier habe ich genossen.
    Welche Verfilmung hast du denn gesehen?

    Liebe Grüße,
    Julia

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    • Hallo 🙂
      Da hast du mich eiskalt erwischt, da musste ich erst einmal nachschauen – aber ich hatte die neuere Verfilmung von 2009 gesehen. Und weil ich gerade nachgeschaut habe, hab ich gesehen, dass es eine weitere Verfilmung geben soll – mit weiblicher Hauptbesetzung! 😮 Das ist zumindest mal was anderes. 😄

      Liebe Grüße!

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      • Ah, die Verfilmung mit dem schönsten Mann überhaupt, Ben Barnes 😀 Mir wurde viel Gutes darüber berichtet, aber weil ich das Buch so liebe, habe ich mich bisher nicht dran gewagt…

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      • Ja das is wahr, ein richtiger Schönling! Die Verfilmung ist def. anders, aber ich fand sie gut – trau dich also ruhig 🙂

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